Seit 2011 ist die Wehrpflicht ausgesetzt – doch die Debatte ist zurück. Sicherheit für alle oder Eingriff in die Freiheit des Einzelnen? Gemeinschaftssinn, persönliche Entwicklung, aber auch Zwang und verlorene Chancen: Die Argumente sind vielfältig.
Teilt Eure Erfahrungen und Gedanken nach einem ersten Input von Moderatorinnenseite!
Hallo liebes Forum,
ich gehöre ja zu der Generation, wo es noch die Wehrpflicht gab. Allerdings habe ich Zivildienst gemacht. Darauf hatte ich so gar keine Lust, im Nachhinein finde ich aber, dass das für meine Entwicklung richtig gut war und ich eine wertvolle Zeit mit vielen interessanten Menschen verbringen durfte.
Wie geht es Euch denn damit? Muss unser Land mit Waffengewalt verteidigt werden und wenn ja, von wem? Sind Pazifisten eher naiv? Ich frage tatsächlich ganz offen nach, weil es mir sehr schwer fällt, bei diesem wichtigen Thema eine klare Haltung zu bewahren. Wie geht es Euch damit?
Viele Grüße schickt
bke-Stephan
Hallo Mackie,
auch das ist ein Thema, worüber hier diskutiert werden kann.
Es stimmt, momentan ist das so. Aber freiwillig sind ja schon viele Frauen dabei.
bke-Claudia
Hallo Claudia,
ich habe eine Nachfrage zum Verständnis, weil du immer von jungen Menschen schreibst. Wenn es stimmt was ich weiß, wären von einer Wehrpflicht aber nur Männer betroffen, weil das Grundgesetz das so vorschreibt?
Ich finde das ungerecht.
Mit freundlichen Grüßen
mackie
Hallo liebe User*innen,
ich denke, dass das folgende Thema viele von euch bewegt und ihr euch dazu gern austauschen wollt.
Ich bin sehr gespannt.
Wehrpflicht: Pflicht zur Waffe oder Freiheit zum Nein?“
Seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt – doch die Debatte darüber flammt immer wieder auf. Besonders in Zeiten wachsender internationaler Spannungen fragen sich viele: Brauchen wir sie zurück?
Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt: 60 Prozent der Befragten wären „gar nicht“ oder „wahrscheinlich nicht“ bereit, im Falle eines militärischen Angriffs selbst zur Waffe zu greifen. Gerade junge Menschen verbinden ihre Zukunft eher mit Ausbildung, Studium, Reisen oder Freiwilligendiensten als mit dem Dienst an der Waffe. Mehr als die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen lehnt eine Rückkehr zur Wehrpflicht ab. Gleichzeitig sagen viele: Ein Land muss sich verteidigen können, die Bundeswehr sei ein Dienst an der Gesellschaft – doch die Angst vor gefährlichen Einsätzen bleibt groß.
Argumente für die Wehrpflicht:
Befürworter sehen in ihr eine Stärkung der nationalen Sicherheit. Eine breite militärische Grundausbildung könne die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands sichern und die Armee stärken. Außerdem soll sie den Gemeinschaftssinn fördern: Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen, zusammenzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Kameradschaft zu erleben. Nicht zuletzt wird betont, dass die Wehrpflicht auch die persönliche Entwicklung unterstützt – Disziplin, Ausdauer und Führungsqualitäten gelten als wertvolle Erfahrungen fürs Leben.
Argumente gegen die Wehrpflicht:
Kritiker betonen vor allem den Eingriff in die persönliche Freiheit. Junge Menschen würden gezwungen, Zeit und Energie in eine Aufgabe zu investieren, die vielleicht nicht ihren Überzeugungen entspricht. Hinzu kommt, dass moderne Konflikte oft technisches Spezialwissen erfordern, das eher durch eine Berufsarmee mit hochqualifizierten Soldat*innen gewährleistet werden kann. Auch wirtschaftliche und soziale Nachteile spielen eine Rolle: Wer zum Wehrdienst verpflichtet wird, verliert Zeit für Studium, Karriere oder persönliche Entwicklung, und Unternehmen klagen über den Ausfall junger Fachkräfte.
Alternativen:
Neben dem freiwilligen Wehrdienst werden häufig der Zivildienst oder andere soziale Dienste genannt. Diese bieten jungen Menschen die Möglichkeit, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, ohne militärische Verpflichtungen einzugehen – etwa durch humanitäre Arbeit, Pflege oder soziale Projekte.
Die Diskussion ist also vielschichtig: nationale Sicherheit versus individuelle Freiheit, militärische Pflicht versus ziviler Dienst. Klar ist nur: Die Frage nach der Wehrpflicht berührt nicht nur Politik und Militär, sondern das Selbstverständnis unserer Gesellschaft.
Und jetzt seid ihr dran: Wie steht ihr zur Wehrpflicht – zurück zur Pflicht oder lieber bei der Freiheit bleiben?